Nachtrag zu Tag 7
9 Uhr war eine Stadtrundfahrt geplant. Zu Beginn gleich ein Halt an der Gedenktafel der Tatjana S. Sie wurde 1930 geboren und führte Tagebuach während der Belagerung Leningrads – ein Tagebuch mit 9 Seiten, auf jeder Seite steht, wen Sie gerade verloren hat: 17.12. Mama, 15.1. Babuschka, Onkel, Bruder…
Die Reiseführerin legte uns ans Herz, nie zu lächeln (aus Verlegenheit), wenn man mit Russen über den Krieg spricht. Die Russen können das nicht verstehen.
Wir fuhren vorbei an den Türmen der Admiralität, machten Halt am Schlossplatz, am Newski-Prospekt, die dts. Kurche war ein bevorzugtes Ziel im 2. WK. Der Newski-Prospekt, welcher nirgends an die Newa grenzt, erhielt seinen Namen durch ein Kloster, welches 1710 am Ende der Straße gegründet und nach Alexander Newski benannt wurde. Prospekt nennt man riesige gerade Str., durch welche man von hinten nach vorn durchgucken konnte. Wir machten Stop an der Blutskirche, einem gigantischen Bauwerk, von Sonne beschienen, erbaut vom Zarensohn Nicolai, sein Vater erlag an dieser Stelle den Folgen eines Attentats. Zwischenzeitlich gab es noch einen Halt vor dem Gebäude der damaligen Philharmonie. Hier fand zu Zeiten der Belagerung durch die Deutschen die Aufführung der 7. Sinfonie von D. Schostakowitsch statt, die ausgehungerten Leningrader strömten in Scharen in die eisige Kirche, der Dirigent Carl Elias Berg trug einen viel zu großen Frack aus früheren Zeiten und wirkte dadurch in der Bewegung wie ein Rabe. Diese Musik wurde an beiden Fronten übertragen. Am Platz der Künste wieder Stop, hier steht das Puschkin-Denkmal. Puschkin kam 1799 zum Studium nach Leningrad. Zum 2oo. Jahrestag legten die Menschen Blumen nieder – das Denkmal trug bis zu 2 Meter Höhe einen Blumensockel. Um seine Werke rezitieren zu können, standen Menschen in riesigen Schlangen.
Sehr viele Informationen galt es aufzunehmen, während wir im Schneckentempo durch diese herrliche Stadt rollten. Gern hätten wir die runde zu Fuß zurück gelegt, aber bei dem knappen Zeitplan ist dies illusorisch. Auf gings zur Maria Heimsuchungs Kirche. Der Pastor hatte viele Jahre im Kongo verbracht, bevor er nach St. Petersburg an diese auch von deutschen Spendengeldern finanzierte Kirche kam. Es gibt dort 3 Projekte: ein Mutter Kind Projekt, die Obdachlosenhilfe und die Malteser Suppenküche. Der nächste Programmpunkt war eine Kranzniederlegung auf dem größten Friedhof von Opfern des 2. WK auf der ganzen Welt.
Zum nächsten Termin fuhren wir nicht mit dem Bus, es ging in einer kleinen Gruppe Laufwilliger zu Fuß zur Metro. Am Ziel angekommen hatte der Hunger Vorrang und beim Interwiev übermannte uns auch noch die Müdigkeit. Tut mir leid, dieser Tag war einfach stressig.